Ratten werden dick von Fruchtzucker (Fruktose), Mäuse auch. Keiner weiß, ob dies auch für Menschen zutrifft, aber vieles spricht dafür.
Sicher ist: die Blutfette des Menschen steigen bei reichlicher Fruktosezufuhr, der (besonders ungesunde) Bauchspeck nimmt zu, mehr als die Fettpolster an anderen Stellen. 100g Fruchtzucker liefern genau so viel Kalorien wie 100g Traubenzucker, aber Traubenzucker macht den Menschen satt, Fruchtzucker weit weniger.
Die rasante Zunahme des Übergewichts in den Vereinigten Staaten soll wenigstens teilweise auf den rasant gestiegenen Fruchtzuckerverbrauch zurückzuführen sein. In Amerika werden Fruchtsäfte und Erfrischungsgetränke zunehmend mit dem sogenannten High Fructose Corn Syrup (HFCS) gesüßt. HFCS, in Deutschland als Maissirup oder Fructose-Glucose-Sirup deklariert, wird aus Maisstärke gewonnen. Der Anbau von Mais wird in den USA subventioniert, die Einfuhr von Rohrzucker dagegen mit Zöllen belastet. Das macht den High Fructose Corn Syrup zu einer außerordentlich preiswerten Zutat.
Maissirup enthält einen hohen Prozentsatz an Fruktose. Der Verbrauch an HFCS stieg in den USA zwischen 1970 und 1990 um rund 1000 Prozent an; vermutlich wird er auch in Deutschland zunehmend als Süßungsmittel verwendet, ohne dass dies extra deklariert werden müsste. Die Adipositasrate nahm in den USA zwischen 1960 und 2004 von 13 auf 32 % zu. (Von einer Adipositas spricht man ab einem Body-Mass-Index, BMI , von 30 kg/qm.)
Unklar war bisher, wie der genaue Mechanismus aussieht, mit der Fruktose das Gewicht steigert. Ein bisschen Licht ins Dunkel brachte jetzt, im Jahr 2008, eine Studie von Alexandra Shapiro und Mitarbeitern an der Universität von Florida. Sie teilte Versuchsratten in zwei Gruppen: Die eine Gruppe erhielt eine Diät mit reichlich Fruchtzucker, die andere überhaupt keine Fruktose.
Nach sechs Monaten unterschieden sich die beiden Gruppen kaum. Die mit Fruktose gefütterten Tiere wiesen etwas höhere Spiegel an Triglyceriden (Neutralfetten) auf. Insbesondere unterschieden sich die beiden Gruppen nicht in ihrem Körpergewicht. Auch der Spiegel von Leptin, Insulin, Glukose und Cholesterin war bei allen Ratten gleich.
Nur in einem Punkt unterschieden sich die mit Fruchtzucker verwöhnten von den Fruchtzucker-abstinenten Ratten: Die Fruktoseratten entwickelten eine deutliche Resistenz gegen Leptin.
Leptin ist ein Hormon, das üblicherweise von den Fettzellen des Körpers gebildet wird. Leptin drosselt das Hungergefühl. Das Hormon steigert aber auch die Fettverbrennung zum Beispiel durch Steigerung des Energieverbrauchs in Ruhe, des sogenannten Grundumsatzes.
Leptinresistenz bedeutet, dass der Körper unempfindlich wird gegen die Wirkung der hormonellen „Adipositasbremse“.
Und tatsächlich: Die zuvor mit Fruktose gefütterten Ratten nahmen erheblich mehr zu als die Kontrollgruppe und auch mehr als erwartet, als sie eine fetthaltige, hochkalorische Kost erhielten.
Natürlich handelt es sich hier nur um Ratten. Und nicht alles, was für Ratten gilt, ist auf den Menschen übertragbar. Trotzdem scheint die Beweislage ausreichend zu sein: Ein übermäßiger Konsum von Fruchtzucker in sogenannten Softdrinks ist ungesund, führt zu überhöhten Blutfetten und möglicherweise auch zu Übergewicht. Die Empfehlung an Diabetiker, Traubenzucker und Haushaltszucker durch reinen Fruchtzucker zu ersetzen, muss sicherlich revidiert werden.
Quellen
Bild: © hofschlaeger auf pixelio.de
wissenschaft.de: Fruchtzucker macht schneller dick
ärztliche Praxis vom 16.10.2008: Fructose steigert Gewichtszunahme
Ärztewoche online: Die schädliche Wirkung von hoher Fruktosezufuhr
wissenschaft.de: Weniger Fruktose, weniger Fett
Pharmazeutische Zeitung online: „Sättigung: Fructose macht nicht nur Zwerge dick“
stern.de/wissenschaft: „Die Fruktosefalle“
Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Fructose
WebMD: „Fructose: Sugar’s Dark Side?
Study: Fructose Increases Heart Risk Factors — and Weight“
TAZ vom 8.8.2008: Wenn Fruktose zum Problem wird
University of Florida News: “
Fructose hampers hormone that controls appetite, UF study finds“
Das man die Empfehlung für Diabetiker, Fruktose zu bevorzugen zurücknehemen muss denke ich nicht, denn der Vorteil, das Fructose im Gegensatz zu Glucose insulinunabhängig in die verbrauchenden Zellen aufgenommen wird bleibt ja.
Was aber hoffentlich endlich ein Ende finden wird ist diese Elende Werbung für zB Fruchtzwerge: „Mit der Süße aus Früchten!“
Aber die Aussage Fruktose=guter Zucker war auch schon vorher Käse. Sollten diese Ergebnisse sich aber Menschen bewahrheiten hätte man endlich den wissenschaftlichen Beweis dafür.
Dann muss man nur noch Katjes und Frau Klum (bzw. die Leute auf die ihre Werbebotschaft abzielt) dazu bringen, zu verstehen, daß die überflüssigen Kohlenhydrat-Kalorien aus den Naschereien „ganz ohne Fett“ vom bösen Organismus einfach in Fettpölsterchen gespeichert werden…
MfG
Sicher: Fruchtzucker wird ohne Insulin vom Körper verarbeitet. Aber wenn er dick macht und vor allem den Fettstoffwechsel des Körpers durcheinander bringt, dann sollte man in der Behandlung des (Erwachsenen-)Diabetes vorsichtig mit der Empfehlung von Fruktose als Zuckerersatz sein.
„Wenn ich Diabetiker wäre, auf eine einsame Insel müsste und nur ein Medikament mitnehmen dürfte, dann wäre es ein Statin (ein Cholesterinsenker),“ schrieb kürzlich der Herausgeber einer Diabetologenzeitschrift.
Was er damit sagen wollte: Neuere Studien haben gezeigt, dass die Einstellung des Blutzuckers beim Diabetes nicht das Einzigste und noch nicht mal immer und unbedingt das wichtigste ist. Fettstoffwechselstörungen behandeln z.B. kann manchmal wichtiger sein und Gewichtsreduktion steht so wie so immer an erster Stelle beim übergewichtigen TypII-Diabetiker. Und Fruchtzucker funkt da immer dazwischen.
Die Autorin der Studie meint übrigens auch, dass nicht das bisschen Fruchtzucker in Äpfeln und Birnen das entscheidende Problem ist, sondern der massenhafte Einsatz von Fruktose in den Getränken und anderen industriell hergestellten Süßwaren, die du erwähnst. (Dass auch Katjes Fruchtzucker enthalten, wusste ich gar nicht…)
[…] https://landarzt.wordpress.com/2008/10/18/macht-fruchtzucker-dick/ […]